2017 war ein bewegtes Jahr. Wie bewegend es für die Firmenlandschaft war, hat unsere Forschungsabteilung anhand der Firmenumzüge analysiert.
Die deutsche Firmenlandschaft steht nicht still. Im Gegenteil: Die Firmen waren im letzten Jahr sogar so mobil, dass sich aus den Umzugsbewegungen deutlich eine Landkarte mit einigen großen Städten als Knotenpunkten abzeichnet.
Heißt das, dass die Städte als eine Art Firmenmagnet fungieren?
Wohl eher nicht, denn gerade bei Großstädten ist die Firmenumzugsbilanz meist negativ. Das bedeutet, dass mehr Firmen die Städte verlassen als zuziehen.
„Die Gründe für einen Wegzug müssen nicht extern sein, also in einer sinkenden Attraktivität der Stadt begründet liegen. Interne Ursachen, wie Wachstum und steigender Bedarf an Räumlichkeiten sind ebenso denkbar.“
Dr. Matthias Keller, Head of Data Science
Die nächste Grafik zeigt am Beispiel der Stadt Stuttgart die Zuzüge in rot und die Fortzüge in blau. Die meisten Fortzüge führen ins direkte Umland von Stuttgart, die Firmen bleiben also in der „Umlaufbahn“, im Magnetfeld der Stadt.
Für die weitere Analyse wurden die Städte deshalb in Metropolregionen erweitert, die den Umkreis von max. 20 km mit einbeziehen. Zwischen den größten Metropolen haben wir die Umzüge näher betrachtet und ein buntes Bild erhalten. Aus München ziehen Firmen in jede erdenkliche Stadt weg, nach Berlin hingegen wandern die Firmen aus nahezu allen Städten zu.
Stellt man eine Rangliste nach Firmen-Umzugsbilanz aller Metropolregionen auf, dann hat Münster die Nase vorn:
- Münster
- Mönchengladbach
- Berlin
…
- Erfurt
- Wuppertal
- Chemnitz
Dass eine doch beliebte Stadt wie München nur auf Rang 27 landet, gab uns Anlass, den Mietpreis mit in die Auswertung einzubeziehen. Daraus entstand eine Matrix, die die Städte nach Höhe des Mietpreisniveaus und der Firmenumzugsbilanz anordnet. Wie die Grafik zeigt, müssen günstige Mieten nicht unbedingt anziehend auf Unternehmen wirken.
Unser Fazit: Profitiert haben die Städte, deren Mieten über dem durchschnittlichen Mietpreis liegen und die dennoch eine positive Firmenumzugsbilanz aufweisen, wie z.B. Berlin, Wiesbaden und Frankfurt a.M.
Dennoch gibt es auch einige Städte, deren Mietpreise sehr günstig sind, die aber trotzdem mehr Firmen verlieren als dazugewinnen, wie z.B. Chemnitz, Wuppertal und Magdeburg.
Über die Untersuchungsmethode:
Datenbasis sind Änderungen der Anschrift von Kapitalgesellschaften der Jahre 2015-2017, wie sie im Handelsregister aufgeführt werden. Die Daten wurden bereinigt, um Verzerrungen durch Vorratsgesellschaften und Mantelgesellschaften gering zu halten. Zur Metropolregion wurden neben dem eigentlichen Stadtgebiet auch Gebiete in einem Radius von 10 km (bzw. von 20 km bei Städten über 500 000 Einwohner) gezählt, wenn die Zuordnung eindeutig war (d.h. keine anderen Großstadt in ähnlicher Entfernung lag). Zur Berechnung von Zu- oder Fortzügen einer Metropolregion wurden nur Adressänderungen berücksichtigt, die eine Distanz von 50 km zum Stadtzentrum der jeweiligen Metropole überschritten.
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